Frauencamp Femø

Die Flying Lesbians spielen im Frauencamp in Femø 1974 ein Lied, was im Lesbencamp Sanguinet geschrieben wurde.
Fotos und Montage: Cristina Perincioli.

Das alljährliche Sommercamp auf der Insel Femø wurde von den dänischen Frauen – den Rotstrümpfen – organisiert. Es existiert seit 1971 und wie es scheint bis heute. Hier gibt es Umfassende Informationen über Organisierung und Geschichte dieses Frauencamps in englisch.

Kurzes Lied mit Fotos von Aktionen der Rotstrümpfe.

Mit diesem Camp gab die dänische Frauenbewegung europäischen und amerikanischen Frauen die Gelegenheit zum internationalen Austausch. In einem solchen Kreis entstand 1974 die Idee zum internationalen Tribunal zu Gewalt gegen Frauen, welches 1976 in Brüssel stattfand.

Diana Russel
Diana Russel in Femø 1974. Foto: Cristina Perincioli

Diana Russel gelang es mit einer kleinen internationalen Gruppe und minimalen Mitteln das internationale Tribunal zu Gewalt gegen Frauen in Brüssel 1976 zu realisieren.

Alice Schwarzer in Femø 1974 Foto: Cristina Perincioli
Alice schreibt, die anderen diskutieren. Foto: Cristina Perincioli
Themengruppe diskutiert. Foto: Cristina Perincioli

Femø im Jahr 1976 beschrieben von Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl) in „Klatschmohn“ Köln, 1984

Bei tollem Wetter fuhren wir über den holprigen Feldweg ins Lager, sofort umringt von nackten Frauen. (..) als ob es einen plötzlich, über Nacht, nach Malayo-Polynesien verschlagen habe: nackte Körper, Musik, Gruppen von Frauen, die ihre Haut bunt bemalt hatten und zu dumpfen Trommelschlägen durch die Kiefernwälder der Umgebung zogen, andere, die morgens um sechs im Anblick der aufgehenden Sonne ihre Yoga-Übungen machten. Das war mir alles sehr befremdlich und machte mir Angst – von Sozialismus-Feminismus-Debatten schien frau hier recht weit entfernt zu sein. Ich war froh, als wir erstmal in einem der sechs oder acht großen Armee-Zelte, in denen dreißig bis fünfzig Frauen schliefen, Platz für unsere Schlafsäcke gefunden hatten. (..)

Essen fassen. Foto: Cristina Perincioli

Nach dem Essen spielten sich hinter dem Küchenzelt wahre Spülorgien ab: Jeder Teller, jede Tasse, jedes Stück Besteck wurde vorgespült, klargespült, dann in Desinfektionsmittel getaucht und dann nochmal in drei oder vier Waschgängen von diesem Gift gereinigt. (..)

Hier wird nicht gekocht, sondern gebatikt. Foto: CrIstina Perincioli

(..) Komisch war es immer, wenn am Spätnachmittag ein Kaufmann aus dem Inselkaff zu unseren Zelten gefahren kam und Lebensmittel anbot. Sofort waren der kleine Lieferwagen und der Mann in seinem biederen Anzug von einer Horde nackter Frauen umringt, die meist nichts trugen außer ihrem Portemonnaie.
(S.158)

Zelte werden eingerollt.
vlnr: Monne Kühn, Cillie Rentmeister, Monika Mengel, ganz rechts Cristina Perincioli

»Frauenland«-Bewegung

Meine erste Begegnung mit der »Frauenland«-Bewegung… war nicht gut. (..) Bald gab es auch bei uns Landlesben, in Charlottenberg und Astert im Westerwald, wohin auch einige Kölnerinnen zogen. Der ursprüngliche Gedanke war, Frauenterritorien zu errichten, wie kleine Inseln mitten im Patriarchat. Als ich mich einige Jahre später mit Aussteige-Plänen trug, machten sich meine Phantasien an den amerikanischen women’s lands in Oregon und New Mexico fest. Ich hatte Vorstellungen von autonomen und wirtschaftlich unabhängigen Gemeinschaften, von Frauen, die sich durch ihre landwirtschaftliche Arbeit selbst ernähren. Ich sah mich dort bereits Wiesen mähen und Zäune reparieren. Ein Wochen-end-Seminar mit Frauen, die da gewesen waren, belehrte mich dann eines besseren: Die Frauen der women’s lands lebten nicht etwa von der eigenen Landwirtschaft, sondern von Gelegenheitsjobs oder Sozialhilfe; statt Felder zu pflügen und Gemüse anzubauen, saßen sie in ihren Zelten und machten in Astrologie, Tarot und matriarchalischen Ritualen. (s.160)

Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl) in „Klatschmohn“ Köln, 1984